Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.
(Friedrich Schiller, Über die ästhetische Erziehung des Menschen)
Jeder weiß, warum wir in der Schule Mathematik, Deutsch oder Englisch lernen. Aber warum gibt es bei uns seit dem Jahr 2000 "Darstellendes Spiel", dieses relativ neue Fach im Fächerkanon unserer Schule, und was verbirgt sich dahinter?
Der berühmte Regisseur Max Reinhart sprach davon, dass der wahre Schauspieler von der unbändigen Lust getrieben sei, sich unaufhörlich in andere Menschen zu verwandeln, um in den anderen sich selbst zu entdecken.
Darstellendes Spiel schafft also Freiräume zur Selbstfindung und zur Teamarbeit, Raum für Innovationen: verfestigte Strukturen werden aufgebrochen. Es macht Spaß, sich miteinander ausprobieren, Experimentierfreude setzt neue Energien und Potentiale frei, auch in Bezug auf Möglichkeiten der Selbstdarstellung und der Wahrnehmung anderer.
An unserer Schule gibt es DS- Kurse für die Oberstufenschüler und eine Theater-AG für SchülerInnen von Klasse 5-10, die von Frau Brauner geleitet wird.
Wie sieht der DS-Unterricht aus?
Zunächst ist es wichtig, durch vertrauensbildende Übungen (Warm-Ups) Hemmungen abzubauen und so miteinander ins Spiel zu kommen, die fünf Sinne zu sensibilisieren und zu aktivieren. Mimik, Gestik und Haltung können als Mittel der Körpersprache bewusst gemacht werden.
Es erfolgen:
- Übungen zur Konzentration und Reaktion als Voraussetzung zu improvisierendem Spiel, das von der Aufnahme der Impulse der anderen lebt.
- Training von Atem und Stimme (z.B. ebenso wie die Haltung wichtig in Vorstellungsgesprächen etc.)
- Bewegungsspiele, die zur Entwicklung eines realen und fiktiven Raumgefühls führen.
- Rituale und Verfremdungen von Ritualen, sowie
- choreographische und pantomimische Arrangements, die in Gruppen ausprobiert werden können und auf ihre Bühnenwirksamkeit untersucht werden.
Um die Vielfalt der Bühnenmittel in ihrer Wirkung auf den Zuschauer, aber auch hinter den Kulissen kennen zu lernen, ist in jedem Jahr ein Theaterbesuch vorgesehen, der im Anschluss reflektiert wird, ebenso wie eine Führung durch das Bremer Theater.
Im weiteren Unterrichtsverlauf bereiten wir selbst eine theaterpraktische Übung, sprich Inszenierung vor.
So kommt nach der Themenfindung die Arbeit mit Texten hinzu, die es entweder selbst zu schreiben gilt oder aber zu verstehen und gemeinsam zu reflektieren, meistens dramaturgisch zu bearbeiten, schließlich nach der Rollenfindungsphase sich anzueignen gilt.
Anschließend beschäftigen wir uns mit den bühnenspezifischen Ausdrucksmitteln des Theaters: Requisiten, Kostümen, Masken, Bühnenbild, Technik, Licht, Musik, Tanz.
Oft wird die Inszenierung von theatergeschichtlichen oder anderen Theorien in Bezug zum Projektthema begleitet.
Für eine Inszenierung muss man den Stoff häufig dramaturgisch um- bzw. aufarbeiten oder aber Szenen selbst schreiben. Diese Arbeit wird hier eingeübt, auch in den Kursen, in denen keine öffentliche Aufführung geplant wird.
Die Fotos entstammen den Proben zur Inszenierung "Wir sind Faust" 2014
Bei der Inszenierung kommt nun die Unterscheidung zwischen einem Aufführungskurs und einem normalen Kurs zum Tragen. Der Aufführungskurs, zu dem man sich am Ende der Klasse 10 entscheidet, endet mit einer bzw. mehreren öffentlichen Aufführungen, zumeist in der Aula unserer Schule, manchmal aber auch woanders (2012 führte der Aufführungsparcours durch die gesamte Schule).
Im Aufführungskurs beginnt dann die Zeit der verstärkten Probenarbeit, die den Schülern einen erhöhten Zeitaufwand und eine Menge Disziplin abverlangt, Wochenendproben zum Ende des Schuljahres sind bei Aufführungskursen keine Seltenheit, gute Noten allerdings auch nicht.
Wie werden die Leistungen kontrolliert?
Für die "mündliche" Mitarbeit zählen individuelle und gruppenspezifische Leistungen zu den Bereichen Konzeption (Theorie), Organisation und Darstellung.
Von den zwei Klausuren im Schuljahr soll eine als schriftliche und eine als theaterpraktische Prüfung durchgeführt werden.
Wie kam das Darstellende Spiel an unsere Schule?
Am 4.12.2000 beschloss die Gesamtkonferenz des Cato Bontjes van Beek-Gymnasiums Achim ohne Gegenstimmen die Einführung des neuen Faches Darstellendes Spiel als drittes musisches Fach in der gymnasialen Oberstufe. Als Lehrkräfte standen Frau Irmtraut Gieschen, Herr Hartmut Behrens und Herr Ulf Christian Dihle zur Verfügung. Ulf Dihle und Hartmut Behrens hatten z. T. auch unter Mitwirkung von Frau Elisabeth Schulze bereits schon lange Erfahrungen am Cato Bontjes van Beek-Gymnasium Achim mit Theater-Arbeitsgemeinschaften und sogar preisgekrönten Theateraufführungen gesammelt; Irmtraut Gieschen kam damals neu an die Schule war hochmotiviert, das neue Fach an der Schule zu installieren. Das neue Fach wurde ab dem 1.8.2001 unterrichtet. Es gab dann zugleich Kurse in allen Jahrgangsstufen 11, 12, 13 mit zeitweilig drei (!) Wochenstunden pro Kurs.
Darstellendes Spiel wurde sofort begeistert von den Schülerinnen und Schülern angenommen und viele interessante Inszenierungen und Aufführungen folgten. Sehr erfolgreich waren die Sommertheater: DS-Kurse führten an einem Abend verschiedene Szenen, kurze Stücke, untermalt von musikalischen Darbietungen, auf mehreren Bühnen auf.
2006 kam Sabine Zabel zur Fachschaft hinzu, 2010 gefolgt von Katerina Weiland (jetzt Ahlemeyer) und Elli Brauner. Seit 2014 sind Ina Schmidt und Michaela Hamer DS-Kolleginnen, während Ulf Dihle, Irmtraut Gieschen und Hartmut Behrens inzwischen pensioniert wurden.
Hier belegt eine Liste der Aufführungen der letzten Jahre die Vielfältigkeit unserer Arbeit:
- "Liebe Jelena" von Ludmilla Rasumowskaja/ Gieschen
- "Die Welle" von Morton Rhue/ Zabel
- "Die Physiker" von Friedrich Dürrenmatt / Abitheater,,von Schülern selbst organisiert
- "Romulus der Große" von Friedrich Dürrenmatt/ Zabel, Behrens
- "Der Lügner" von Carlo Goldoni/ Behrens (Abitheater)
- "Ball der Diebe" von Jean Anouilh/ Behrens (Abitheater)
- "Loriot-Szenen"/ Gieschen
- "Cato-Szenen"/ Gieschen,
- "Gegen den Strom"/ Zabel, Behrens
- "Die Falle" von Robert Gernhardt/ Gieschen
- "Theater lokal" (an dem 4 Kurse unserer Schule teilnahmen)
- "Die goldenen zwanziger Jahre"/ Gieschen ,Dehning, Zabel, Behrens
- "Cato trifft…"/ Brauner und die Theater-Ag der Mittelstufe
- "Der Nibeljunge"/ Brauner und die Theater-Ag der Mittelstufe
- "Wir sind Faust"/ Zabel, Behrens
- "Ram-Tam-TABI - und die Zukunft war eröffnet" /Brauner
- "Märchen aus Dreiundeiner Nacht" /Brauner
- "Wer ist Peer Gynt?" /Brauner
Da der Unterricht in DS stark gekürzt wurde, findet er inzwischen 2-stündig statt und seit 2015 in Klasse 11, um mehr Unterrichts- (Proben-) zeit zur Verfügung zu haben.
Wir wünschen unseren Schülern weiterhin viel Spaß und toi toi toi!