„Demokratie heißt, sich in die eigenen Angelegenheiten einzumischen.“ (Max Frisch)
Grundsätzliches zum Fach Politik
Das Fach Politik-Wirtschaft wird in den Klassen 8 – 10 durchgehend zweistündig erteilt. Die Bezeichnung des Faches trägt der Tatsache Rechnung, dass in einer zunehmend vernetzten und globalisierten Welt Politik, Wirtschaft, Technik, Natur und Gesellschaft einen in den alltäglichen Erfahrungen ein hohes Maß an Komplexität erreicht haben. Die Zusammenhänge von Politik und Wirtschaft sind in den letzten Jahren auch in den Alltagserfahrungen der Menschen so offenkundig geworden, dass viele Vorgänge auf politischer und gesellschaftlicher Ebene ohne grundlegende ökonomische Kenntnisse nicht mehr leicht zu durchschauen sind. Die curriculare Ausrichtung des Faches trägt diesen Zusammenhängen Rechnung, indem politische und ökonomische Grundbildung zu gleichberechtigten Hauptbestandteilen des Unterrichts werden. Im Sinne politischer Mündigkeit sind die Schülerinnen und Schüler dazu zu befähigen, gesellschaftliche, politische und ökonomische Zusammenhänge und Wechselwirkungen zu verstehen und begründete eigene Einschätzungen und Urteile zu gewinnen. Gemäß dem Leitbild unserer demokratischen Kultur und des demokratischen Systems gehören Konflikt und Konsens zu den entscheidenden Funktionsbedingungen demokratisch-politischer Auseinandersetzungen. Demokratie benötigt mündige, informierte und sozial handelnde Bürgerinnen und Bürger. Aufgabe ist es deshalb auch, auf eine verantwortliche und kritische Mitwirkung in Staat, Gesellschaft und Wirtschaft vorzubereiten mit dem Ziel, die Schüler und Schülerinnen zu demokratischen Verhaltensweisen anzuregen und zum Handeln im Sinne politischer und gesellschaftlicher Einflussnahme zu befähigen. Darüber hinaus führt politische Bildung zur Akzeptanz demokratischer Grundwerte, zur Toleranz, zum Einsatz für Menschenwürde und Menschenrechte und zur Gleichberechtigung von Mann und Frau. Schülerinnen und Schüler sollen zur verantwortungsbewussten Wahrnehmung der eigenen Möglichkeiten, Rechte und Pflichten im demokratischen Gemeinwesen befähigt werden. Dies ermöglicht ihnen Engagement und Einmischung sowohl im privaten, persönlichen Lebensumfeld wie im gesellschaftlichen und politischen Raum. Die immer stärker werdende Bedeutung der medialen Vermittlung von Politik muss ein wesentlicher Bestandteil der Unterrichtsarbeit sein. Unverzichtbar ist es daher, die Schülerinnen und Schüler zur regelmäßigen Zeitungslektüre und zur Nutzung anderer Medien und Informationsquellen anzuleiten. Ziel ist ein eigenverantwortlicher, selbstgesteuerter und kritischer Umgang mit Informationsangeboten aller Art.
Politik in der Sekundarstufe I
Das Fach Politik beginnt in Klasse 8 mit Themen, die sich aus den Erfahrungs- und Erlebnisbereichen der Jugendlichen ebenso wie aus den aktuellen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Diskussions- und Entscheidungszusammenhängen ergeben. So werden in dieser Jahrgangsstufe die Themen „Jugendliche im Rechtsstaat“ und „Konsumverhalten von Jugendlichen“ genauso behandelt wie das Leben in der Gemeinde und die Möglichkeiten der demokratischen Teilhabe. In Klasse 9 betrachtet man anfänglich den wirtschaftliche Aspekt stärker, daher werden das Unternehmen als wirtschaftlicher und sozialer Aktionsraum ebenso wie die Aufgaben des Staates in der sozialen Marktwirtschaft behandelt. Die Möglichkeiten demokratischen Handelns und politischer und gesellschaftlicher werden ebenso wie Kenntnisse über grundlegende Strukturen des parlamentarischen Regierungssystems im dritten Thema – „Der politische Willensbildungs- und Entscheidungsprozess in der Bundesrepublik Deutschland“ – erarbeitet. Die in Klasse 9 erworbenen Fähigkeiten werden in Klasse 10 auf die europäische Ebene ausgeweitet. Die einzelnen Kompetenzen der EU-Organe spielen dabei ebenso eine Rolle wie die Auseinandersetzung mit dem Verlust von nationaler Souveränität und gleichzeitigem Gewinn von politischer Stärke in der Welt. Unterbrochen wird diese Zeit durch ein zweiwöchiges Betriebspraktikum, das in der Regel direkt vor den Herbstferien liegt. Hier sollen die Schülerinnen und Schüler sich mit der Arbeitswelt durch eigenes Erleben auseinandersetzen und Anregungen für die spätere Berufswahl erhalten. Schließlich wird der soziale und wirtschaftliche Wandel in Deutschland, aber auch in der Welt bearbeitet. Hierzu müssen z.B. demographische Entwicklungen auf Deutschland und afrikanische oder asiatische Länder bezogen analysiert und die daraus resultierenden politischen Konsequenzen diskutiert werden.
Politik in der Sekundarstufe II
Begonnen wird in Klasse 11 mit einem Semester über Demokratie und Rechtsstaat, anschließend wird die Wirtschaftspolitik als Motor für unseren Wohlstand betrachtet und kritisch beleuchtet. In Klasse 12 geht es dann international weiter. Hier stehen die Themen Sicherheits- und Friedenspolitik und die Auswirkungen der Globalisierung im Vordergrund.
Demokratie und sozialer Rechtsstaat
Die Auseinandersetzung erfolgt anfänglich über die verschiedenen Modelle der Demokratie, den Rechtsstaat im Allgemeinen und schließlich über die Funktionen der Parteien und Verbände innerhalb unseres politischen und gesellschaftlichen Gefüges. Die Betrachtung des politischen Willensbildungsprozesses, beispielsweise bei einem Gesetz zur sozialen Sicherung, was insbesondere von den Medien begleitet, vermittelt und beeinflusst wird, schließt das Semesterthema ab.
Wirtschaftspolitik in der Sozialen Marktwirtschaft
Das ökonomische Handeln in einer hochgradig arbeitsteiligen Wirtschaft bedarf einer Wirtschaftsordnung, welche die Funktionsfähigkeit der Volkswirtschaft sichert, die wirtschaftlichen Aktivitäten koordiniert und zur Realisierung zentraler gesellschaftlicher Ziele beiträgt. Hierauf wird im zweiten Semester der 11. Klasse näher eingegangen. Betrachtet werden nicht nur die marktwirtschaftliche Ordnung oder der Markt-Preis-Mechanismus, sondern auch das Markt- und Staatsversagen und das Grundprinzip der sozialen Marktwirtschaft. Hier spielen wirtschaftspolitische Ziele ebenso eine Rolle wie die Auseinandersetzung mit der Beschäftigungspolitik in der Bundesrepublik Deutschland.
Internationale Sicherheits- und Friedenspolitik
Durch gegenseitige Anerkennung der Staaten hat sich eine internationale Ordnung herausgebildet, die auf der einen Seite auf dem Prinzip des Gewaltverzichts beruht, auf der anderen Seite wird diese Ordnung aber immer wieder durch alte und neue Formen der kriegerischen Auseinandersetzungen in Frage gestellt. Dieser Problematik stellen wir uns im ersten Semester der 12. Klasse. Dabei betrachten wir die Welt aus unterschiedlichen Blickwinkeln: Das Nebeneinander von großen Mächten und handlungsschwachen Staaten, die Rolle von staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren (internationale Organisationen, transnationale Konzerne, NGOs etc.) an politischen und kriegerischen Auseinandersetzungen oder die Ressourcenkonflikte in Regionen der Instabilität. Diese Regionen sind von konventioneller oder asymmetrischer Kriegsführung, von ethnischen, kulturell-religiösen Konflikten und von dem Kampf gegen Hunger und Ressourcenmangel geprägt und bilden somit einen wichtigen Auseinandersetzungspunkt im Politikunterricht der Oberstufe.
Internationale Wirtschaftsbeziehungen
Das in den 90er Jahren aufgekommene Schlagwort von der Globalisierung hält auch Einzug in die politische Bildung in der Oberstufe und ist als letztes Thema im zweiten Semester 12. Klasse angesiedelt. Der ökonomische Globalisierungsprozess, der sowohl auf den Güter- als auch auf den Kapital-, Finanz- und Arbeitsmärkten stattfindet, ist mit Chancen und Risiken verbunden. Um diese rational und politisch beurteilen zu können, sind Grundkenntnisse über den Aufbau, die Strukturen und die Arbeitsweisen der Institutionen der Weltwirtschaft unerlässlich. Hierzu wird nicht nur der internationale Handel betrachtet, sondern auch der Unternehmensstandort Deutschland, die Devisenmärkte, die Instrumente der Außenwirtschaftspolitik und Institutionen der Weltwirtschaftsordnung, hier insbesondere die Welthandelsorganisation.