Nach dem Abi neun Monate deutsche Sprache und Kultur vermitteln – neun Monate intensiv französische Kultur und Sprache erleben und entdecken. Unser ehemaliger Schüler Julian Siefert berichtet von Erfahrungen als Fremdsprachenassistent in Frankreich.

Erfahrungsbericht von Julian Siefert

(Fremdsprachenassistent für Deutsch an der Institution Saint-Louis im Schuljahr 2015/16)

Saumur, den 25.02.2016

Bevor ich nach meinem Abitur, das ich im Jahr 2015 in Achim (in Niedersachsen) abgelegt habe, mit dem Studium beginnen würde, wollte ich zunächst einmal ein Jahr lang etwas völlig anderes erleben und das möglichst im Ausland. Meine Wahl fiel dabei ziemlich schnell auf Frankreich obwohl - oder eher gerade weil - ich Französisch in der Schule erst als dritte Fremdsprache ab der zehnten Klasse erlernt habe. Die französische Sprache und Kultur reizten mich schon immer besonders stark und so entschied ich mich, während eines Jahres in Frankreich meine Kenntnisse von Sprache, Land und Leuten intensiv zu vertiefen.
Den Tipp, mich bei der Institution Saint-Louis auf die Stelle als Fremdsprachenassistent zu bewerben, erhielt ich von einer Französisch-Lehrerin aus unserer Kreisstadt Verden, die einen Austausch nach Saumur begleitet und dabei meine Vorgängerin in der deutschen Fremdsprachenassistenz kennengelernt hatte.
Eine genauere Recherche auf der Internetseite von Saint-Louis zeigte mir schnell, dass mir die Arbeit in dieser Institution gefallen könnte. Besonders die internationale Ausrichtung der Schule fand und finde ich dabei unheimlich spannend.
Natürlich gehörten zu den Gedanken, die ich mir im Vorfeld über meine Tätigkeit in Saumur gemacht habe, auch ein paar kleinere Bedenken, von denen ich mich aber glücklicherweise nicht entmutigen ließ. So erwiesen sich meine leichten Befürchtungen, ich könnte als nicht besonders gläubiger Protestant an einer katholischen Privatschule oder auf Grund meiner Französischkenntnisse nach nur drei Jahren Unterricht eventuell Schwierigkeiten haben oder in einem  eher beschaulichen Städtchen keinen wirklichen Anschluss finden, sehr schnell als völlig unbegründet.
Meine Konfession spielt für die Institution keine Rolle. Im Kollegium, von dem ich vom ersten Moment an herzlich empfangen und aufgenommen wurde, gibt es auch Muslime und Atheisten. Und die Sorge vor fehlendem Anschluss oder Langeweile ist von meinen ausgesprochen sympathischen und teilweise sehr jungen Kollegen im Keim erstickt worden. Ständig sind wir Assistenten bei ihnen eingeladen, gehen mit ihnen Laufen, ins Schwimmbad oder machen Ausflüge. Für meine Arbeit als Fremdsprachenassistent sind sehr gute Deutschkenntnisse zwar wichtiger als die Französischkenntnisse und letztere verbessert man zudem durch den ständigen Gebrauch der Sprache im Alltag und die freundlichen Tipps der Franzosen ziemlich schnell. Trotzdem war ich sehr froh, den vom Deutsch-Französischen Jugend-werk (DFJW) großzügig mitfinanzierten vierwöchigen Sprachkurs in La Rochelle als Sprungbrett in die französische Arbeitswelt direkt vor dem Antritt meiner Stelle belegt zu haben, da das Einfinden natürlich unheimlich erleichtert wird, wenn man sich mit seinen Kollegen von Anfang an einigermaßen flüssig unterhalten kann.
Zur Unterbringung möchte ich sagen, dass ich absolut zufrieden bin. Mit meiner chinesischen und spanischen Mitbewohnerinnen, mit denen ich das Appartement teile, verstehe ich mich prima. Als WG bilden wir ein tolles Team und unternehmen viel gemeinsam. Und auch ansonsten tut man an der Institution sehr viel dafür, dass es uns Assistenten gut geht. Unter der Woche wird uns vom Mittagessen immer ein Tablett als Speise zum Aufwärmen für den Abend zubereitet, die Wäsche wird jeden Donnerstag abgeholt und gewaschen und als ich am Anfang des Schuljahres über das für mich wirklich zu kurze Bett klagte, hatte ich im Handumdrehen ein neues. Und so ist auch das Gehalt, das wir als Assistenten bekommen, absolut ausreichend.
Zusammenfassend kann ich also sagen, dass ich hier in Saumur eine wirklich tolle Zeit ver-bringe, aus der ich auf jeden Fall ganz Entscheidendes mitnehmen kann: sowohl hier geschlossene Freundschaften, die sicherlich lange anhalten werden, als auch wichtige Lebens- und Berufserfahrungen, von denen ich bestimmt noch werde profitieren können.


(Das spanisch-chinesisch-deutsche Fremdsprachenassistenten-Trio)

Informationen für Interessierte

Saumur, Partnerstadt von Verden, ist eine Kleinstadt mit etwa 30.000 Einwohnern. Sie liegt an der Loire, dem längsten Fluss Frankreichs, an dessen Ufern sich die weltberühmten Loire-Schlösser befinden, welche für Touristen ein beliebtes Reiseziel darstellen. Eines dieser Schlösser befindet sich direkt in Saumur. Neben dem Schloss verfügt Saumur aber auch über ein Kino, ein Theater, eine Bibliothek, verschiedene Sport- und Bildungseinrichtungen und ausreichend Möglichkeiten zum Einkaufen. Wer trotzdem Lust auf mehr hat, kommt mit dem Zug bequem und schnell in die nächst größeren Städte Tours, Angers und Nantes oder in zwei bis drei Stunden nach Paris.

Institution Saint-Louis

Die Institution Saint-Louis, eine katholische Privatschule in Saumur, wird von etwa 1700 Schülern besucht. Sie besteht aus einer Grundschule, einer weiterführenden Schule und der gymnasialen Oberstufe. Zudem bietet sie für Abiturienten eine BTS-Ausbildung zum Assis-tent-Manager an.
Die Institution ist auf einer Fläche von sechs Hektar angesiedelt. Hier befinden sich neben den Schulgebäuden noch eine Sporthalle, eine Parkanlage mit Fußballfeld und Basketball-plätzen, eine eigene Kapelle und eine Mensa, in der täglich 1200 hausgemachte Gerichte ausgegeben werden.
Ein besonderes Augenmerk ist auf die internationale Ausrichtung der Schule zu richten. Sie nimmt in jedem Jahr um die 30 Schüler aus anderen Ländern für einen zwischen zwei und neun Monate dauernden Aufenthalt auf. Zudem werden Austausche mit Schulen in Spanien, Australien, Deutschland, Irland, Finnland und Polen und Bildungsfahrten nach Indien und China angeboten.


(Fassade der Institution Saint-Louis in Saumur)

Aufgaben und Ziele der Tätigkeit als Fremdsprachenassistent

Ziel der Fremdsprachenassistenz für das Fach Deutsch ist es, den Deutschlehrern einen jungen, dynamischen Assistenten bzw. eine junge, dynamische Assistentin an die Seite zu stellen, der mit seinen Kenntnissen der deutschen Sprache und Kultur den Unterricht aktiv mitgestaltet und bereichert, aber auch kleinere Gruppen alleine übernimmt und die Schüler so selbstständig zum Sprechen und Lernen motiviert.
Dabei wird der deutsche Fremdsprachenassistent an der Institution Saint-Louis überwiegend in der Ober- und Mittelstufe eingesetzt. In der Woche hat er 15 Stunden, in die die Vorbereitungszeit, die für die eigenständig übernommenen Kleingruppen anfällt, nicht eingerechnet wird.
Zu den Aufgaben gehört es auch, die Austauschprogramme mit Verden und München zu unterstützen.
Alles in allem profitiert der Fremdsprachenassistent selber dabei in erster Linie von der Möglichkeit zum gründlichen Ausbau seiner Sprachkenntnisse und interkulturellen Kompetenz. Er erlernt das sichere Auftreten vor und den Umgang mit (Schüler-)Gruppen, was für angehende Lehrer – aber auch für alle anderen – für den beruflichen Werdegang von großer Bedeutung sein dürfte. Und natürlich bietet der Aufenthalt im Ausland auch die Möglichkeit, wichtige Schritte in die Selbstständigkeit zu unternehmen.

Voraussetzungen

Vom Fremdsprachenassistenten wird vor allem die Motivation erwartet, seine Sprache und Kultur an junge Franzosen zu vermitteln und diese zum Lernen zu animieren.
Außerdem sollte er Frankreich und den Franzosen gegenüber offen sein und keine Angst davor haben, für längere Zeit im Ausland zu leben und zu arbeiten. Grundkenntnisse der französischen Sprache sind dabei sehr wünschenswert.

Unterbringung, Verpflegung und Bezahlung

Der deutsche Fremdsprachenassistent wird von der Institution Saint-Louis unentgeltlich in einem eigens für die Fremdsprachenassistenten vorgesehenen Appartement untergebracht, das sich auf dem Gelände der Institution befindet. Er hat dort sein eigenes Zimmer mit Waschbecken und Dusche. Die Wohnküche und die Toilette teilt er sich mit den ebenfalls im Appartement untergebrachten Spanisch- und Chinesisch-Assistenten bzw. -Assistentinnen.
Während der Schulzeit bekommt der Deutsch-Assistent unter der Woche mittags in der Schulmensa ein warmes Gericht und darüber hinaus wird einmal in der Woche seine Wäsche von den Reinigungskräften der Einrichtung gewaschen.
Als Bezahlung erhält der Assistent von der Institution Saint-Louis zudem zur Zeit etwa 660 € monatlich, von denen jedoch Beträge für Kranken- und Sozialversicherung abgezogen wer-den, sodass die Netto-Zahlung etwa 470 € beträgt.

Bewerbungsverfahren

Die Institution St.-Louis freut sich auf deine Bewerbung (Motivationsschreiben auf Deutsch, tabellarischer Lebenslauf und letztes Zeugnis), die du bis zum 6. Mai 2016 per Email an die zuständige Deutsch-Lehrerin Frau Günther senden kannst: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Deine Antwort erhältst du bis spätestens Ende Mai.